A – Airway: Atemwegssicherung im MARCH-Algorithmus
Nach der Kontrolle massiver Blutungen im M-Schritt rückt im MARCH-Algorithmus der nächste lebensrettende Aspekt in den Fokus: A – Airway (Atemwegssicherung). Ein freier und gesicherter Atemweg ist essenziell, um eine ausreichende Sauerstoffzufuhr sicherzustellen. Blockierte Atemwege können in wenigen Minuten zu Sauerstoffmangel und damit zum Tod führen.
In diesem Beitrag beleuchten wir die Schritte zur Atemwegssicherung, die verwendeten Hilfsmittel und Techniken sowie die häufigsten Herausforderungen bei der Behandlung von Atemwegsproblemen.
Warum ist der A-Schritt so wichtig?
Eine Unterbrechung der Atmung führt zu einem schnellen Sauerstoffmangel, der lebenswichtige Organe, insbesondere das Gehirn, schädigt. Bereits nach wenigen Minuten können irreversible Schäden entstehen. Traumatische Verletzungen, Bewusstlosigkeit oder Fremdkörper in den Atemwegen sind häufige Ursachen für Atemwegsprobleme.
Ziele des A-Schritts:
- Sicherstellen, dass die Atemwege frei sind.
- Beheben von Blockaden oder Verletzungen.
- Schutz der Atemwege vor weiteren Komplikationen, z. B. Aspiration von Blut oder Erbrochenem.
Das korrekte Vorgehen in solchen Situationen wird auch in unseren Medic-Kursen praxisnah trainiert.
Erkennung von Atemwegsproblemen
Ein blockierter oder gefährdeter Atemweg kann durch folgende Symptome erkannt werden:
- Kein hörbarer Luftstrom: Der Patient atmet nicht oder es sind Atemgeräusche wie Schnarchen oder Gurgeln zu hören.
- Blut, Erbrochenes oder Fremdkörper im Mund oder Rachen.
- Bewusstlosigkeit: Ein bewusstloser Patient kann den Atemweg nicht selbst offen halten.
- Schwellungen oder Verletzungen im Gesichts- und Halsbereich.
- Anzeichen von Sauerstoffmangel: Zyanose (blaue Lippen, blasse Haut), Verwirrung oder Bewusstlosigkeit.
Maßnahmen zur Sicherung des Atemwegs
Die Sicherung des Atemwegs erfolgt systematisch und richtet sich nach der Schwere des Problems. Folgende Techniken kommen zum Einsatz:
1. Manuelle Maßnahmen
- Kopf-Überstreckung:
Neigen Sie den Kopf des Patienten vorsichtig nach hinten, um die Atemwege zu öffnen. - Kiefergriff (Jaw-Thrust):
Bei Verdacht auf eine Halswirbelsäulenverletzung ist die Kopf-Überstreckung kontraindiziert. Stattdessen wird der Kiefer angehoben, ohne den Nacken zu bewegen. - Fremdkörperentfernung:
Entfernen Sie sichtbare Blockaden im Mund oder Rachen mit den Fingern oder einer Absaugvorrichtung.
2. Einsatz von Hilfsmitteln
Nasopharyngeale Tuben (Nasen-Rachen-Tuben):
- Wann einsetzen: Bei teilbewusstlosen oder bewusstlosen Patienten, die noch selbstständig atmen, aber Atemwegsprobleme haben.
- Technik: Führen Sie die Tube in ein Nasenloch ein, bis sie den Rachen erreicht.
- Vorteile: Schnell einzusetzen, auch bei Patienten mit Würgereflex geeignet.
Oropharyngeale Tuben (Guedel-Tuben):
- Wann einsetzen: Bei bewusstlosen Patienten ohne Würgereflex.
- Technik: Führen Sie die Tube vorsichtig in den Mund ein, mit der gebogenen Seite nach oben. Drehen Sie sie in Position, sobald der Gaumen erreicht ist.
- Vorteile: Hält die Zunge und weiches Gewebe vom Rachen fern.
3. Absaugen
- Wann notwendig: Bei Blut, Erbrochenem oder anderen Flüssigkeiten in den Atemwegen.
- Technik: Verwenden Sie eine Absaugvorrichtung, um die Atemwege zu reinigen.
- Vorsicht: Absaugen sollte nicht länger als 10–15 Sekunden dauern, um eine Sauerstoffunterversorgung zu vermeiden.
4. Chirurgische Maßnahmen
- Notkoniotomie:
Wenn der Atemweg durch Schwellungen, Verletzungen oder Fremdkörper vollständig blockiert ist, kann eine Notkoniotomie notwendig sein. - Technik: Ein kleiner Schnitt wird in die Luftröhre (Trachea) gemacht, um einen alternativen Zugang für die Atmung zu schaffen.
- Wann indiziert: Nur bei kompletter Atemwegsobstruktion, wenn andere Maßnahmen versagen.
5. Sauerstoffgabe
- Wann notwendig: Wenn der Patient selbstständig atmet, aber Anzeichen von Sauerstoffmangel zeigt.
- Technik: Sauerstoffmaske oder Nasenbrille anwenden.
- Ziel: Sicherstellen, dass der Sauerstoffsättigungswert des Patienten über 94 % liegt.
Spezielle Situationen im A-Schritt
Traumatische Verletzungen:
- Gesichtsverletzungen: Schwellungen oder Knochenbrüche können die Atemwege blockieren. Hier sind schnelle chirurgische Eingriffe oder Atemwegshilfen erforderlich.
- Schädel-Hirn-Trauma: Patienten mit Schädelverletzungen können erbrechen oder bewusstlos sein, was das Risiko einer Aspiration erhöht.
Verbrennungen:
- Verbrennungen im Gesichts- oder Halsbereich können zu Schwellungen der Atemwege führen. Patienten müssen frühzeitig intubiert werden, bevor die Schwellungen das Intubieren unmöglich machen.
Häufige Fehler bei der Atemwegssicherung
- Übersehen von Hindernissen: Blut, Erbrochenes oder Fremdkörper werden nicht entfernt, bevor Hilfsmittel eingesetzt werden.
- Falsche Tubenwahl: Nasen-Rachen-Tuben werden bei Patienten mit Schädelbasisfrakturen verwendet (Gefahr der Fehlplatzierung).
- Kopfbewegung bei Wirbelsäulenverletzungen: Unsachgemäße Kopfbewegungen können bei Verdacht auf eine Wirbelsäulenverletzung zusätzlichen Schaden verursachen.
- Zögerliches Handeln: Verzögerungen bei der Sicherung des Atemwegs können irreversible Schäden verursachen.
Fazit
Der A-Schritt des MARCH-Algorithmus ist entscheidend, um den Atemweg eines Patienten zu sichern und eine lebensrettende Sauerstoffzufuhr zu gewährleisten. Manuelle Techniken wie die Kopf-Überstreckung oder der Kiefergriff, der Einsatz von Hilfsmitteln wie Tuben und das Absaugen von Fremdkörpern sind essenziell, um Blockaden zu beseitigen. In schweren Fällen wie Schwellungen oder Trauma kann eine chirurgische Notkoniotomie erforderlich sein.
Die effektive Sicherung des Atemwegs erfordert sowohl Wissen als auch regelmäßiges Training. Ein fundiertes Verständnis dieser Maßnahmen wird in unseren Medic-Kursen vermittelt. Zudem bieten unsere Szenarienausbildungen praxisnahe Trainings, um solche lebensrettenden Techniken unter realistischen Bedingungen zu üben.
