Der R-Schritt des MARCH-Algorithmus: Sicherstellung der Atmung und Behandlung von Thoraxverletzungen

Im R-Schritt des MARCH-Algorithmus (Respiration) liegt der Fokus auf der Beurteilung und Wiederherstellung der Atmung sowie der Behandlung von Brustkorbverletzungen. Nach der Sicherung der Atemwege ist es essenziell, die Sauerstoffaufnahme des Patienten sicherzustellen und mögliche lebensbedrohliche Zustände zu beheben. Verletzungen wie Pneumothorax, Hämatothorax oder ein instabiler Brustkorb erfordern schnelles und präzises Handeln.

➡ Interessiert an praktischer Anwendung? Schau dir unsere Medic-Ausbildung und Szenarienausbildung an.


Warum ist der R-Schritt wichtig?

Nach Blutungen sind Atemprobleme die häufigste lebensbedrohliche Komplikation bei Traumata. Thoraxverletzungen können den Gasaustausch behindern und zu kritischen Zuständen wie Spannungspneumothorax oder Perikardtamponade führen.

Ziele des R-Schritts:

  1. Sicherstellung der Sauerstoffaufnahme.
  2. Behandlung lebensbedrohlicher Thoraxverletzungen.
  3. Stabilisierung des Atmungsmusters.

Maßnahmen im R-Schritt

1. Beurteilung der Atmung

Beginnen Sie mit der systematischen Untersuchung:

  • Hören: Atemgeräusche überprüfen – vermindert, normal oder fehlend?
  • Sehen: Beobachten der Brustkorbbewegung – symmetrisch oder paradoxe Bewegungen?
  • Fühlen: Abtasten auf Frakturen, Schwellungen oder subkutanes Emphysem.
  • Messung: Pulsoximeter zur Überprüfung der Sauerstoffsättigung (Ziel: über 94 %).

2. Behandlung von offenen Brustwunden

Offene Pneumothoraxwunde: Durch Verletzungen kann Luft in den Brustkorb eindringen und die Lunge kollabieren lassen.

  • Maßnahme: Okklusionsverband
    • Abdeckung der Wunde mit einem luftdichten Verband (z. B. HALO- oder HyFin-Chest Seal).
    • Ventilmechanismus: Eine Seite offenlassen, um Luft entweichen zu lassen.

➡ Erlerne die richtige Anwendung von Verbänden und Versorgungsmaterialien in unserer Medic-Ausbildung.


3. Behandlung eines Spannungspneumothorax

Ein Spannungspneumothorax entsteht, wenn Luft in den Brustkorb eindringt, aber nicht entweichen kann, wodurch Druck auf Lunge und Herz entsteht.

  • Anzeichen:

    • Fehlende Atemgeräusche auf einer Seite.
    • Schockzeichen wie niedriger Blutdruck, schneller Puls, Zyanose.
    • Gestaute Halsvenen.
  • Maßnahme: Nadeldekompression

    • Setzen einer 14G-Kanüle in den zweiten Interkostalraum (mittlere Schlüsselbeinlinie) oder vierten Interkostalraum (vordere Axillarlinie).
    • Entlastung des Drucks ermöglicht die Ausdehnung der Lunge.

4. Behandlung eines instabilen Brustkorbs

Ein instabiler Brustkorb tritt bei multiplen Rippenfrakturen auf, die die normale Atmung behindern.

  • Maßnahmen:
    • Stabilisierung der Brustwand mit Druckverband oder stabilisierendem Material.
    • Sauerstoffgabe, um Atemarbeit zu erleichtern.
    • Intubation und Beatmung bei starker Beeinträchtigung.

5. Sauerstoffgabe

  • Wann notwendig:
    • Bei Atemnot, Zyanose oder vermindertem Bewusstsein.
  • Technik:
    • Verwendung von Sauerstoffmasken oder Nasenbrillen.
    • Ziel: Sauerstoffsättigung über 94 %.

6. Erkennung weiterer Komplikationen

  • Hämatothorax:

    • Blutansammlung im Brustraum, erkennbar durch gedämpfte Atemgeräusche.
    • Notwendige Maßnahme: Thoraxdrainage durch medizinisches Fachpersonal.
  • Perikardtamponade:

    • Blutansammlung im Herzbeutel, die die Herzfunktion beeinträchtigt.
    • Notwendige Maßnahme: Perikardpunktion durch erfahrene Fachkräfte.

Herausforderungen im R-Schritt

  1. Zeitkritische Zustände:
    • Verletzungen wie Spannungspneumothorax erfordern sofortiges Handeln.
  2. Eingeschränkte Ausrüstung:
    • Taktische oder zivile Notfallsituationen können improvisierte Lösungen erfordern.
  3. Transportbedingungen:
    • Kontinuierliche Überwachung während des Transports ist essenziell.

Praktische Tipps für den R-Schritt

  1. Priorisieren Sie lebensbedrohliche Zustände: Behandeln Sie Spannungspneumothorax und offene Brustwunden zuerst.
  2. Überwachen Sie kontinuierlich: Atmung, Sauerstoffsättigung und Brustkorbbewegungen sollten ständig geprüft werden.
  3. Trainieren Sie regelmäßig: Maßnahmen wie die Nadeldekompression erfordern Übung, um sicher durchgeführt zu werden.

➡ In unserer Szenarienausbildung lernst du, wie du diese Techniken in realistischen Übungen beherrschst.


Fazit

Der R-Schritt des MARCH-Algorithmus spielt eine zentrale Rolle bei der Sicherstellung der Atmung und der Behandlung lebensbedrohlicher Thoraxverletzungen. Von der Nadeldekompression bis zur Sauerstoffgabe sind schnelle und präzise Maßnahmen entscheidend, um potenziell tödliche Komplikationen zu verhindern. Regelmäßiges Training und ein klares Verständnis der Anatomie sind essenziell, um im Ernstfall die richtigen Entscheidungen zu treffen.

➡ Erfahre mehr über Notfallmedizin und praktische Szenarien in unseren Medic-Kursen und Szenarienausbildungen.

 
4o
Nach oben scrollen