Wenn die Dienstwaffe fremdgeht: Warum das Training mit privaten Waffen für Polizeibeamte Fluch und Segen zugleich ist

Stell dir vor: Du bist Polizist. Dein Job ist es, in brenzligen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren, blitzschnell zu reagieren und – wenn es hart auf hart kommt – deine Waffe präzise und sicher zu bedienen. Doch was, wenn sich dein treuer Dienstpartner aus Stahl plötzlich anfühlt wie ein Fremder in deiner Hand? Genau das passiert nämlich, wenn der Spagat zwischen Dienst- und Privatwaffe zu groß wird.

Der Reiz des privaten Schießtrainings

Klar, viele Polizisten sind nicht nur im Dienst mit Schusswaffen unterwegs, sondern verbringen ihre Freizeit auf Schießständen, trainieren bei spezialisierten Kursen oder nehmen an dynamischen Schießwettbewerben teil. Warum? Ganz einfach: Schießen macht Spaß! Es ist ein Sport, ein Handwerk und für viele eine echte Leidenschaft. Doch während im Dienst oft eine P2000, SFP9 oder ein anderes behördlich abgesegnetes Modell am Gürtel baumelt, sind es privat gerne mal 1911er, Glocks oder exotische Custom-Builds.

Wer sich tiefer in das Thema einarbeiten möchte, sollte sich die Waffensachkunde aneignen – das ist die Grundlage im Waffenrecht und nicht nur für Berufswaffenträger, sondern auch für angehende Sportschützen essenziell.

Und das ist cool! Privates Training bedeutet in den meisten Fällen mehr Schussabgabe, mehr Praxis und – richtig gemacht – eine bessere Schießleistung. Es schult den Umgang mit Stress, die Bewegung mit der Waffe und das Reaktionsvermögen. Aber, und hier kommt das große ABER: Nicht jede Trainingseinheit ist auch diensttauglich.

Wenn Muskelgedächtnis zum Problem wird

Unser Körper ist eine clevere Maschine. Wenn du etwas oft genug machst, geht es dir irgendwann in Fleisch und Blut über. Muskelgedächtnis nennt man das. Du greifst zur Waffe, entledigst die Sicherung, zielst, schießt – Zack, Zack, Zack. Nur dumm, wenn deine Dienstwaffe gar keine manuelle Sicherung hat und du im Ernstfall plötzlich suchend über den Schlitten fummelst.

Das gleiche gilt für Abzugsgewicht, Sicherungssysteme oder die Magazinkapazität. Wer privat auf einem High-End-Tuning unterwegs ist, könnte im Dienst von der nüchternen Standardausstattung ausgebremst werden. Hier entsteht eine gefährliche Diskrepanz zwischen Training und Realität – und die kann in kritischen Momenten über Leben und Tod entscheiden.

Gerade unter Stress können taktische Medic-Kurse wertvolle Zusatzfähigkeiten vermitteln, um in Extremsituationen richtig zu reagieren.

Die Balance finden: So klappt es mit dem Übergang

Also, was tun? Keiner will Polizisten das private Training vermiesen. Im Gegenteil! Aber es braucht klare Leitplanken. Hier ein paar Ideen, wie es besser laufen könnte:

  1. Dienstwaffe privat nutzen: In vielen Behörden schon möglich. Wer auch privat mit der gleichen Waffe trainiert, minimiert das Risiko von Verwechslungen.

  2. Standards im Training: Wer bei dynamischen Schießkursen mitmacht, sollte darauf achten, dass die Trainingsinhalte auch auf den dienstlichen Alltag übertragbar sind. Das gilt besonders für Drills, die auf Muskelgedächtnis abzielen.

  3. Szenarien-Training: Spezielle Szenarien-Ausbildungen helfen dabei, realistische Stresssituationen durchzuspielen und die Sicherheit im Einsatz zu verbessern.

  4. Regelmäßiges Umschalten: Zwischen den Trainingsmodi bewusst wechseln. Zum Beispiel einmal im Monat nur mit der Dienstwaffe trainieren, um „drin“ zu bleiben.

  5. Standaufsichtsschulung: Wer privat als Schießleiter agieren möchte, sollte die Standaufsichtsschulung absolvieren – ein wichtiger Schritt für mehr Sicherheit auf dem Stand.

Fazit: Training ist super – wenn es passt!

Wer sich privat weiterbildet und trainiert, leistet einen wichtigen Beitrag zur eigenen Sicherheit und zur Sicherheit der Kollegen und Bürger. Doch die besten Skills bringen nichts, wenn im Ernstfall die Hand falsche Automatismen ausführt. Also, liebe Beamten da draußen: Trainiert, ballert und habt Spaß – aber behaltet immer im Kopf, mit welchem Werkzeug ihr im Job unterwegs seid!

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In diesem Sinne: Bleibt treffsicher und sicher! 😉

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