Sportschütze werden: Leitfaden vom Antrag auf das Bedürfnis bis zur Waffenbesitzkarte (WBK)

Dieser Leitfaden gibt dir einen umfassenden Überblick über den Weg zum Sportschützen in Deutschland – von den rechtlichen Anforderungen über die Ausbildung bis hin zur Wahl der Verbände und der Erteilung der eigenen Waffenbesitzkarte (WBK). Klingt trocken? Keine Sorge, mit der richtigen Anleitung ist der Prozess machbar – und lohnt sich am Ende definitiv.


1. Allgemeine Voraussetzungen für den WBK-Antrag

Der erste Schritt ist immer die Klarheit darüber, ob du die grundlegenden Voraussetzungen für den Erwerb einer WBK erfüllst. Hier ein Überblick:

Mindestalter:

  • 18 Jahre für den Erwerb von Kleinkaliberwaffen.

  • 21 Jahre für den Erwerb von Großkaliberwaffen.

  • Ab 25 Jahren entfällt das psychologische Gutachten (der sogenannte „Waffenpsychotest“) für Großkaliberwaffen.

Waffenrechtliche Zuverlässigkeit: Gemäß § 5 Waffengesetz (WaffG) dürfen keine Vorstrafen oder Anhaltspunkte vorliegen, die Zweifel an deiner Zuverlässigkeit begründen könnten. Ein aktuelles Führungszeugnis ist hier Pflicht.

Persönliche Eignung: Nach § 6 WaffG musst du nachweisen, dass du weder alkohol- oder drogenabhängig noch psychisch erkrankt bist. Dies wird durch eine Prüfung der Behörden sichergestellt.

Sachkundenachweis: Ein erfolgreicher Abschluss eines anerkannten Sachkundelehrgangs gemäß § 7 WaffG ist Pflicht. Diese Lehrgänge vermitteln dir fundiertes Wissen über rechtliche Grundlagen, die sichere Handhabung von Schusswaffen und praktische Prüfungen.

Bedürfnisnachweis: Ein legitimer Grund für den Waffenbesitz ist notwendig. Für Sportschützen wird dies durch den Schießsportverband bestätigt. Es reicht also nicht, eine Waffe nur besitzen zu wollen.

Nachweis über die sichere Aufbewahrung: Du musst über einen Waffenschrank verfügen, der mindestens den Sicherheitsstufen 0 oder 1 nach EN 1143-1 entspricht. Ein Kaufbeleg oder ein Zertifikat dient als Nachweis.


2. Spezifische Anforderungen für verschiedene Personengruppen

Sportschützen:

  • Mitgliedschaft in einem Schützenverein: Mindestens 12 Monate aktive Mitgliedschaft in einem anerkannten Schießsportverein.

  • Regelmäßige Schießpraxis: Du musst mindestens 12 Mal pro Jahr trainieren (monatlich) oder alternativ 18 Mal unregeläßig. Diese Einheiten werden in deinem Schießbuch dokumentiert und vom Schießleiter unterschrieben.

  • Bedürfnisbescheinigung: Dein Schießsportverband bestätigt, dass die beantragte Waffe für die ausgeübte Disziplin erforderlich ist.

  • Waffenart: Die Waffe muss für deine gewählte Disziplin geeignet sein.

Jäger:

  • Gültiger Jagdschein: Dieser weist nach, dass du die Jägerprüfung bestanden hast und aktiv jagen darfst.

  • Waffenart: Hauptsächlich Langwaffen für die Jagd. Für Kurzwaffen ist ein zusätzliches Bedürfnis erforderlich.

Gefährdete Personen:

  • Nachweis der Gefährdung: Du musst belegen, dass du einem erhöhten Risiko ausgesetzt bist (z. B. durch deine berufliche Tätigkeit).

  • Eignung der Waffe: Du musst nachweisen, dass der Besitz einer Waffe geeignet ist, die Gefährdung zu minimieren.


3. Der Einstieg: Finde deinen Verein

Der erste praktische Schritt ist der Beitritt zu einem Schützenverein. Eine einfache Google-Suche nach „Schützenverein in meiner Nähe“ oder „Schnupperschießen in meiner Nähe“ bringt dich schnell weiter. Nimm Kontakt auf, mach ein Schnupperschießen mit und lerne die Leute kennen. Die meisten Vereine freuen sich über neue Mitglieder.

Tipp: Achte darauf, dass der Verein einem anerkannten Schießsportverband angehört, wie dem Deutschen Schützenbund (DSB) oder dem Bund Deutscher Sportschützen (BDS). Nur dann kannst du später eine Bedürfnisbescheinigung erhalten.


4. Wähle deine Disziplin

Ob Gewehrschießen auf 100 Meter, dynamisches IPSC-Schießen oder Vorderlader-Disziplinen – die Auswahl ist groß. Probier dich durch verschiedene Waffen und Techniken. Deine gewählte Disziplin beeinflusst später auch, welche Waffen du besitzen darfst.

Beachte: Informiere dich über die Reglements der Disziplinen, damit du weißt, welche Anforderungen an dich und die Waffe gestellt werden.


5. Schießbuch und Training: Dein Ticket zur WBK

Das Schießbuch ist dein bester Freund. Hier wird jede Trainingseinheit dokumentiert – mit Datum, Stempel des Schießleiters und Angabe der geschossenen Waffe (Kurz- oder Langwaffe). Es ist der Nachweis für deine regelmäßige Teilnahme.

Wichtig: Ohne sauber geführtes Schießbuch gibt es keine Bedürfnisbescheinigung und damit keine WBK.


6. Sachkundenachweis: Theorie und Praxis

Die Sachkundeprüfung besteht aus zwei Teilen:

  • Theorie: Hier lernst du alles über das Waffengesetz, Sicherheitsregeln, Lagerung und die Technik der Waffen.

  • Praxis: Du zeigst, dass du sicher mit der Waffe umgehen kannst, korrekt lädst und entlädst sowie Störungen behebst.

Tipp: Nutze unsere Angebote, um dich optimal vorzubereiten.


7. Beantragung der WBK: Schritt für Schritt

  1. Vereinsbestätigung: Dein Verein bestätigt deine Mitgliedschaft und das geführte Schießbuch.

  2. Bedürfnisbescheinigung: Der Verband prüft, ob die beantragte Waffe für deine Disziplin zugelassen ist.

  3. Antrag bei der Waffenbehörde: Mit allen Unterlagen stellst du den Antrag auf die WBK. Die Behörde prüft deine Zuverlässigkeit, Eignung und Sachkunde.

  4. Erhalt der WBK: Nach positiver Prüfung erhältst du deine WBK und kannst deine erste Waffe erwerben.


8. Fazit: Ziel erreicht

Der Weg zur WBK ist anspruchsvoll, aber lohnenswert. Mit Disziplin, guter Vorbereitung und einem klaren Ziel wird der Traum von der eigenen Waffe Wirklichkeit. Jetzt heißt es: dranbleiben, trainieren und Spaß am Schießsport haben.

9. Überblick über die wichtigsten Schießsportverbände

In Deutschland gibt es zahlreiche Schießsportverbände, die sich jeweils auf verschiedene Disziplinen und Schwerpunkte spezialisieren. Deine Wahl des Verbandes ist entscheidend, da er nicht nur deine sportlichen Interessen unterstützt, sondern auch für die Ausstellung der Bedürfnisbescheinigung verantwortlich ist.

1. Deutscher Schützenbund (DSB)

Der Deutsche Schützenbund ist der älteste und größte Verband in Deutschland, mit über 1,3 Millionen Mitgliedern. Er legt den Fokus auf traditionelle Disziplinen und olympische Wettkämpfe wie das Kleinkaliber- und Luftgewehrschießen.

  • Besonderheiten:

    • Breite Palette an Schießsportarten: von Bogenschießen bis hin zu historischen Waffen.

    • Stark reglementierte Wettkämpfe.

    • Ideal für klassische Disziplinen wie Präzisionsschießen.

2. Bund Deutscher Sportschützen (BDS)

Der BDS ist der zweitgrößte Verband und spezialisiert sich auf dynamische Disziplinen wie IPSC (International Practical Shooting Confederation). Hier geht es um Geschwindigkeit, Präzision und Bewegung.

  • Besonderheiten:

    • Dynamische Wettkämpfe.

    • Flexibilität bei der Auswahl von Schusswaffen.

    • Geeignet für Schützen, die Abwechslung und Action suchen.

3. Deutsche Schießsport Union (DSU)

Dieser Verband hat seinen Schwerpunkt auf das Schießen mit historischen Waffen, insbesondere Vorderlader und Schwarzpulver.

  • Besonderheiten:

    • Fokus auf historische Disziplinen.

    • Ideal für Sammler und Liebhaber klassischer Waffensysteme.

4. Bund der Militär- und Polizeischützen (BDMP)

Der BDMP bietet Disziplinen, die halb-statische und halb-dynamische Schießtechniken kombinieren. Hierbei wird oft aus unterschiedlichen Positionen und auf verschiedenen Distanzen geschossen. Diese Art des Sports erfordert Präzision und die Fähigkeit, sich an wechselnde Bedingungen anzupassen.

      • Besonderheiten:

        • Abwechslungsreiche Wettkämpfe mit Fokus auf Vielseitigkeit.

        • Geeignet für Schützen, die unterschiedliche Schießtechniken und Distanzen meistern möchten.

  •  

5. Bundesverband Schießsport (BVS)

Der BVS bietet eine Nische für Westernschießen, bei dem historische Waffen des amerikanischen Westens zum Einsatz kommen.

  • Besonderheiten:

    • Authentische Nachstellungen historischer Wettkämpfe.

    • Perfekt für Fans von Cowboy-Action-Shooting.


10.Kosten und Aufwand im Schießsport

Einmalige Kosten:

  • Waffen: Je nach Modell und Kaliber variieren die Kosten stark. Einsteigerwaffen liegen zwischen 500 und 1.500 Euro.

  • Waffenschrank: Je nach Sicherheitsstufe zwischen 400 und 1.000 Euro.

  • Waffensachkunde: Die Lehrgänge kosten in der Regel zwischen 100 und 300 Euro.

Laufende Kosten:

  • Vereinsbeiträge: Diese betragen meist zwischen 100 und 300 Euro pro Jahr.

  • Munition: Besonders bei regelmäßigem Training ist dies der größte Kostenfaktor. Je nach Kaliber und Menge kann dies schnell mehrere hundert Euro pro Jahr kosten.

  • Schießstandgebühren: Zwischen 10 und 50 Euro pro Termin, je nach Stand und Region.

Wettkämpfe und Zubehör:

  • Startgebühren: Je nach Wettkampfgröße zwischen 20 und 50 Euro.

  • Reisekosten: Je nach Entfernung und Übernachtungskosten variabel.

  • Ausrüstung: Zusätzliche Magazine, Holster, Schutzbrillen und Gehörschutz sind Pflicht und kosten mehrere hundert Euro.

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