Maßnahmen im M-Schritt
1. Direkter Druck
- Technik: Üben Sie sofort starken, direkten Druck auf die blutende Stelle aus. Nutzen Sie sterile Kompressen oder ein Druckverband-System, falls verfügbar.
- Vorteile: Diese Methode ist schnell und einfach anzuwenden, besonders wenn kein Tourniquet verfügbar ist.
- Anwendung: Besonders geeignet für kleinere Wunden oder Blutungen an schwer zugänglichen Stellen.
2. Tourniquet-Anwendung
Ein Tourniquet ist das wichtigste Hilfsmittel zur Kontrolle massiver Blutungen an den Extremitäten. Es stoppt den Blutfluss, indem es die Arterien komprimiert.
Grundsätze der Tourniquet-Anlage:
- „High and Tight“: Platzieren Sie das Tourniquet so hoch wie möglich an der betroffenen Extremität und ziehen Sie es straff an.
- Klettband sauber übereinander: Das Klettband muss glatt und ohne Falten liegen, um gleichmäßigen Druck zu gewährleisten.
- Ausreichende Vorspannung: Ziehen Sie das Klettband so fest wie möglich an, bevor der Knebel verwendet wird.
Druck mit dem Knebel aufbauen:
- Drehen Sie den Knebel, bis die Blutung vollständig gestoppt ist und kein distaler Puls mehr fühlbar ist. Schmerzen beim Patienten sind dabei normal und ein Zeichen, dass das Tourniquet korrekt angelegt wurde.
Warnung vor venösem Rückstau:
Ein unzureichend angelegtes Tourniquet kann den venösen Rückfluss behindern, ohne die arterielle Blutung zu stoppen. Dies führt zu beschleunigtem Blutverlust, Schwellungen und Gewebeschäden.
Die richtige Anwendung von Tourniquets und die Vermeidung häufiger Fehler werden in unseren Szenarienausbildungen intensiv geübt.
3. Hämostatische Mittel
- Anwendung: Für Blutungen, die nicht mit einem Tourniquet behandelt werden können, wie in der Leiste, Achselhöhle oder am Hals.
- Technik: Füllen Sie die Wunde vollständig mit einem hämostatischen Verband (z. B. QuikClot oder Celox) und üben Sie festen Druck aus.
- Vorteile: Diese Produkte fördern die Gerinnung und sind besonders effektiv bei schwer zugänglichen Blutungen.
4. Wundtamponade (Wound Packing)
- Wann anwenden: Bei tiefen Wunden, wie Schusswunden, die mit direktem Druck allein nicht kontrolliert werden können.
- Technik: Füllen Sie die Wunde mit sterilem Material oder einem hämostatischen Produkt vollständig aus und üben Sie Druck aus.
- Hinweis: Diese Methode wird oft mit hämostatischen Mitteln kombiniert.
5. Druckverbände
- Anwendung: Für mittelstarke Blutungen, die mit direktem Druck behandelt werden können.
- Technik: Legen Sie einen Druckverband über die blutende Stelle, um den Druck aufrechtzuerhalten und die Hände für weitere Maßnahmen frei zu haben.
Zeithorizont bei Tourniquet-Anwendung
- Bis 2 Stunden: In der Regel unkritisch, wenn die Extremität gut überwacht wird.
- 2–6 Stunden: Kritische Phase. Das Risiko von Gewebeschäden steigt; medizinische Versorgung sollte frühzeitig erfolgen.
- Über 6 Stunden: Hier droht meist der Verlust der Gliedmaße, da die Sauerstoffversorgung des Gewebes zu lange unterbrochen wurde.
Die Dokumentation der Anlegezeit ist essenziell, um eine angemessene Nachsorge zu ermöglichen. Dieses Wissen wird auch in unseren Medic-Kursen vermittelt.
Häufige Fehler bei der Anwendung
- Zu wenig Druck beim Tourniquet: Ein locker sitzendes Tourniquet kann die Blutung verschlimmern.
- Klettband verdreht oder locker: Dies führt zu ungleichmäßigem Druck und reduziert die Effektivität.
- Falscher Ort für Wundtamponade: Tamponieren Sie niemals in den Brustkorb oder Bauch – dies ist lebensgefährlich.
- Zeit nicht dokumentiert: Notieren Sie die Anlegezeit eines Tourniquets, um eine gezielte medizinische Nachsorge zu ermöglichen.
Zusammenfassung
Der M-Schritt im MARCH-Algorithmus ist der entscheidende Schritt zur Kontrolle massiver Blutungen. Ob durch direkten Druck, Tourniquets oder hämostatische Mittel – das Ziel ist es, den Blutverlust so schnell wie möglich zu stoppen.
Die Tourniquet-Anwendung ist eine der effektivsten Techniken, erfordert jedoch Präzision und Erfahrung. Der Grundsatz „high and tight“, ausreichend Vorspannung und die Vermeidung von venösem Rückstau sind entscheidend. Gleichzeitig müssen zeitliche Grenzen beachtet werden: Bis zu 2 Stunden ist ein Tourniquet unkritisch, danach steigt das Risiko für Komplikationen.
Ein fundiertes Verständnis und regelmäßiges Training sind der Schlüssel, um in Notfallsituationen sicher und effektiv handeln zu können. Unser Medic-Kurs bietet praxisnahe Schulungen, um die Umsetzung des M-Schritts gezielt zu erlernen. M rettet Leben – aber nur, wenn es richtig umgesetzt wird.
